Mein erster Custom GPT – und was er wirklich kann

Der Moment der Entscheidung

Nächstes Wochenende ist wieder UXcamp Europe – ein fester Termin in meinem Kalender, der nicht nur neue Impulse bringt, sondern bei mir auch eine kleine Tradition ausgelöst hat: Ich berichte über einzelne Sessions, halte Gedanken fest, reflektiere – und teile sie anschließend auf meinem Blog. Genau dafür wollte ich dieses Mal etwas Neues ausprobieren.

Wer mich kennt, weiß: Ich blogge regelmäßig, und ChatGPT ist dabei längst fester Bestandteil meines Workflows – vor allem, um Gedanken zu strukturieren oder den roten Faden in langen Texten nicht zu verlieren. Doch je öfter ich die gleichen Prompts eintippte und an die üblichen Grenzen der Gratisversion stieß, desto deutlicher wurde: Es braucht ein nächstes Level.

Der Test:
Ein eigener Custom GPT. Ein Co-Autor, ein Sparringspartner, ein Blogbuddy, der meine Sprache spricht. Oder es zumindest versuchen wĂĽrde.

Die Frage war:
Lohnt sich das? Nicht nur im Sinne der 23 Euro monatlich – sondern vor allem in Bezug auf Qualität, Effizienz und kreative Tiefe. Kann ein individuell konfiguriertes GPT mich wirklich beim Schreiben unterstützen, ohne wie ein generischer KI-Baukasten zu wirken?

Seit ein paar Jahren nutze ich KI im Alltag – mal für schnelle Korrekturen, mal zur Ideenfindung. Aber oft blieb ein Gefühl zurück: zu glatt, zu austauschbar. Jetzt wollte ich es genauer wissen.

Was passiert, wenn ich dieser Technologie meine Handschrift mitgebe?
Wenn ich ihr nicht nur eine Aufgabe, sondern auch eine Haltung mit auf den Weg gebe?

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Mein Ziel war klar:
Ich wollte keine Texte auf Knopfdruck. Ich wollte Unterstützung, die mitdenkt – und inspiriert, ohne zu dominieren. Die Klarheit schafft, aber auch Fragen stellt. Also habe ich meinem GPT ein Briefing geschrieben – so, wie ich es auch bei einem neuen Teammitglied tun würde. Mit Werten, Zielen, Tonalität. Und mit der Erwartung, dass daraus etwas entsteht, das mehr ist als die Summe seiner Prompts.

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Die ersten Schritte: Vom Konzept zur Realität

Ein eigenes GPT zu erstellen – das klingt erstmal kompliziert, wenn man sich noch nie damit beschäftigt hat. In Wirklichkeit ist der Prozess erstaunlich zugänglich. Die Benutzeroberfläche führt Schritt für Schritt durch die Erstellung: Name, Zielsetzung, Tonalität, spezielle Anweisungen. Alles, was mein zukünftiger Co-Autor wissen sollte, konnte ich ihm dort mitgeben. Es fühlte sich an wie ein echtes Briefing – nur eben für eine KI.

Ich wollte nicht nur Funktionen definieren, sondern Haltung vermitteln. Mein persönlicher Assistent sollte verstehen, wie ich denke. Dass meine Texte nie generisch, sondern immer fundiert, empathisch und klar sein sollen. Dass ich keine fluffigen Worthülsen will, sondern Tiefe und Haltung. Dass UX für mich mehr ist als ein Job – es ist eine Perspektive auf die Welt.
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Dabei habe ich gemerkt, wie viel Klarheit allein schon dieser Schritt bringt:
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Was ist mir beim Schreiben wirklich wichtig?
Was macht meine Texte aus?
Was erwarte ich von einem Tool, das mich begleitet, aber nicht bevormundet?

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Die erste Version war schnell einsatzbereit. Ich taufte sie: franzidesigns Blogbuddy. Und dann kam der Moment, diesen digitalen Co-Autor auf die Probe zu stellen.

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Der Alltagstest: Co-Creation mit KI

Ich wollte einen Blogbeitrag über meine Erfahrung mit einem Custom GPT schreiben – und genau das ist dieser Text hier. Mein erster Testlauf in der Praxis für franzidesign.

Meine bisherigen Erfahrungen mit GPT, etwa bei meinem Reiseblog Rucksackblog, waren eher durchwachsen. Ich verbrachte oft mehr Zeit mit dem Nachjustieren und Anpassen der Eingaben als mit dem eigentlichen Schreiben. Was ich mir diesmal wĂĽnschte: weniger Umwege, mehr Fokus.

Und tatsächlich: Schon bei der Strukturierung dieses Beitrags merkte ich, dass etwas anders ist. Mein GPT setzte meine Tonalitätsvorgaben überraschend gut um. Statt nur Überschriften zu liefern, reflektierte er mein eigenes Briefing – und stellte Fragen, die genau in meine Denkrichtung passten.

Natürlich ist nicht alles perfekt. Manche Vorschläge sind zu lang, manche treffen den Ton von franzidesign noch nicht auf den Punkt – zu glatt, zu erklärend, zu wenig Haltung. Aber: Das Nachschärfen fühlt sich nicht wie Zeitverlust an. Es ist eher wie ein Redaktionsgespräch. Und mit jedem Prompt, jedem Feedback, wird mein Blogbuddy besser.

Dieser Beitrag ist also mein erstes echtes Co-Projekt mit der Bezahlversion von GPT – ein Erfahrungsbericht aus der Praxis. Die eigentliche Probe aufs Exempel folgt nächste Woche, wenn ich meine Session-Notizen vom UXcamp Europe direkt mit meinem GPT verarbeite. Dann zeigt sich, wie gut er mich wirklich im Schreiballtag unterstützen kann.

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Meine Reflexion: Wie verändert KI mein kreatives Arbeiten?

Custom GPTs eignen sich besonders für wiederkehrende Aufgaben. Wenn bestimmte Prozesse regelmäßig anstehen, spart es Zeit und Nerven, wenn ich nicht jedes Mal von vorn prompten muss – sondern direkt auf einen GPT zurückgreifen kann, der meinen Stil bereits kennt.

Was mich am meisten überrascht hat: Wie sehr mich das Arbeiten mit meinem eigenen GPT zum Nachdenken bringt – nicht nur über Texte, sondern über mein gesamtes kreatives Selbstverständnis. Wer bin ich als Autorin, wenn mir eine KI beim Denken hilft? Wo endet mein Stil, wo beginnt die Automatisierung?

Ich merke: Meine Rolle verschiebt sich. Weg von der alleinigen Ideengeberin hin zur Kuratorin, zur Entscheidungsinstanz. Ich formuliere nicht nur, ich bewerte, hinterfrage, justiere. KI liefert Impulse, ich entscheide, was davon trägt – und was nicht.

Und genau darin liegt für mich der eigentliche Mehrwert: Nicht im Tempo oder in der Effizienz (auch wenn sie sich definitiv verbessert hat), sondern in der Qualität der Auseinandersetzung. Ich denke anders, wenn ich ein Gegenüber habe – selbst wenn es nur ein digitales ist. Es entstehen neue Perspektiven, schneller Klarheit, oft auch mehr Mut, ungewöhnliche Ansätze zu verfolgen.

Was sich definitiv verändert hat: mein Blick auf Sprache. Ich achte viel stärker auf Klarheit, weil ich der KI präzise erklären muss, was ich brauche. Und ich merke, wie leicht es ist, in generische Formulierungen abzurutschen – gerade, wenn man Vorschläge einfach übernimmt. Deshalb steuere ich bewusst dagegen. Denn mein Anspruch bleibt: Haltung statt Floskeln. Und Texte, die nach franzidesign klingen – nicht nach einem beliebigen Prompt.

KI wird meine Arbeit nicht ersetzen. Aber sie verändert sie. Und wenn ich sie bewusst nutze, kann sie mir helfen, klarer, reflektierter und fokussierter zu arbeiten. Für mich ist mein Custom GPT genau das: ein Werkzeug mit Haltung. Und vielleicht auch ein kleines Statement – dafür, wie wir Technologie menschlicher machen können.

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Fazit: Schreiben mit Haltung – unterstützt von KI

Ich gebe zu: Ich lasse nicht gern los. Schon gar nicht bei meinen Texten. Und doch reizt mich die Idee, mit einer KI zu schreiben, die meinen Stil kennt. Kein Ersatz, kein Filter – eher ein leises Gespräch im Hintergrund.

Denn ein GPT ist nur so gut wie das, was wir ihm mitgeben. Kein Tool dieser Welt kann Haltung ersetzen – aber es kann helfen, sie klarer zu formulieren. Das ist mein Experiment. Mein Versuch, KI nicht als Abkürzung zu nutzen, sondern als Verstärker.

Wie gut das funktioniert, zeigt sich nächste Woche nach dem UXcamp Europe.

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👉 Und du? Hast du schon mit einem eigenen GPT gearbeitet?

Wo siehst du Potenziale – und wo Grenzen?
Wie verändert KI deine kreative Arbeit – oder deine Rolle als Designer:in, Autor:in, Denker:in?

Ich freue mich auf den Austausch auf LinkedIn – und auf konstruktive Diskussionen rund um Haltung, Tools und Zukunft des Schreibens mit KI.

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Franzi Detail

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